Wie kann ich eine dynamische Diskussion fördern, die eine breite Gruppe von Teilnehmenden aktiv einbezieht, aber doch fokussiert und überschaubar bleibt?
Fishbowl

Das Format Fishbowl ist ein wenig wie eine römische Arena: unterhaltsam und gleichzeitig auch heikel in der Durchführung. Es kann schon mal aus dem Ruder laufen, wenn man sich nicht gut auf die Atmosphäre im Publikum einstellt. Der Fishbowl ermöglicht einen lebendigen Austausch und es kann quasi die Entwicklung von Gedankengängen und Argumenten beobachtet werden.
Im inneren Kreis, dem "Fishbowl", sitzen 3-5 ausgewählte, aktiv Diskutierende, während der äußere Kreis zuhört. Ein oder mehrere Stühle im inneren Kreis bleiben frei, sodass Zuhörende jederzeit in den Diskussionskreis wechseln und die Perspektive der Diskutierenden einnehmen können und dann wieder in den Außenkreis wechseln. Teilnehmende können sich so gegenseitig ablösen und neue Impulse setzen. Die Dynamik des Stuhlwechsels im Diskussionskreis kann sehr spannende Diskussionen bewirken, braucht aber eine gut geführte Moderation.
Mit dem Fishbowl kann man eine breite Diskussion zusammenfassen und die hohe Komplexität einer Fragestellung reduzieren. Verschiedene Perspektiven schaffen ein vielfältiges Bild und eine hohe Anteilnahme durch aktives Zuhören. Sie eignet sich besonders, um Lösungen zu entwickeln.


- Mittlere Gruppen (20–40 Personen): Fördert vielseitige Perspektiven und ermöglicht eine dynamische Interaktion.
- Große Gruppen (40+ Personen): Erfordert klare Moderation und kann durch wechselnde Redebeiträge lebhaft gestaltet werden.
Setting
Ein innerer Stuhlkreis für die aktiven Diskutierenden und ein äußerer Stuhlkreis für die Zuhörenden. Ein oder mehrere leere Stühle im inneren Kreis ermöglichen einen flexiblen Wechsel. Eine Moderatorin oder ein Moderator leitet die Diskussion ein und sorgt für einen nicht zu einseitigen Austausch
Dauer
Je nach Thema und Gruppengröße 30 Minuten bis 1 Stunde, kann aber auch länger dauern, wenn mehrere Diskussionsrunden gewünscht sind.
Aus eigener Erfahrung
Kennen Sie das Gefühl, dass Sie ein Thema sehr berührt und betrifft, aber Sie kein Experte in der Sache sind. Dennoch könnten Sie etwas Entscheidendes beitragen, weil Sie eben in der Praxis betroffen sind. Dann ist der Fishbowl ein wunderbares Format, das eine niederschwellige Teilnahme ermöglicht. Das wurde z.B. bei der Beteiligungs-Enquete der Vorarlberger Landesregierung gemacht, die viele interessierte Bürger:innen anlockte. Nach Vorträgen des Landeshauptmannes und verschiedener Expert:innen waren alle eingeladen, im Rahmen einer Fishbowl-Diskussion dem Gespräch von Insidern zuzuhören und sich zum neuen Strategie-Papier über partizipatives Führen einzubringen. So diskutierten gewissermaßen Insider und Praktiker:innen der Beteiligung verschiedene Perspektiven: Bürgermeister:innen und Verwaltungs-mitarbeiter:innen, ehemalige Teilnehmende von Bürger:innenräten und weitere Akteur:innen aus der Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Und spontane Beiträge aus dem Publikum auf den freibleibenden zwei Stühlen.
Die Diskussion zielte darauf ab, praxisnahe Ideen für zentrale Fragen der Beteiligung zu entwickeln: Wie lässt sich Beteiligung besser in den politischen Alltag integrieren? Wie kann Beteiligung gerechter werden? Welche neuen Methoden und gemeinsame Sprache können als Grundlage dienen? Wie lassen sich die Wirkungen von Beteiligung messen? Und wie können Jugendliche stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden?
Also nicht nur ÜBER Beteiligung reden, sondern sie als dynamischen Austausch auf Augenhöhe zwischen Fachleuten und Publikum direkt erleben.